Was ist eine PTBS?
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die als Folge von extrem belastenden oder lebensbedrohlichen Ereignissen entstehen kann. Dazu gehören z. B. schwere Unfälle, körperliche oder sexualisierte Gewalt, Krieg, Flucht oder Naturkatastrophen. Menschen mit PTBS erleben das Trauma oft so, als würde es immer wieder geschehen. Erinnerungen drängen sich ungewollt auf, der Körper bleibt in Alarmbereitschaft – obwohl die eigentliche Gefahr längst vorbei ist.
Abgrenzung: Was ist ein „Trauma“ im klinischen Sinne?
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff Trauma oft sehr weit gefasst – etwa wenn man von einem „traumatischen Gespräch“, einer Trennung oder einer stressigen Prüfung spricht. Solche Situationen können emotional belastend und krisenhaft sein, doch sie sind nicht automatisch traumatisch im medizinischen oder psychologischen Sinne.
Ein psychologisches Trauma im engeren Sinne liegt dann vor, wenn ein kurz- oder langhaltendes Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß:
Das bedeutet: Nicht jede schwere Lebenssituation führt zu einer PTBS. Viele Menschen verarbeiten belastende Erlebnisse mit der Zeit selbstständig oder mit Unterstützung. Wenn die natürliche Verarbeitung ausbleibt und Symptome nach mehreren Wochen immer noch anhalten, spricht man von einer PTBS und kann eine psychotherapeutische Bearbeitung notwendig machen.
Typische Symptome der PTBS
Eine PTBS äußert sich meist in drei Hauptsymptombereichen:
1. Wiedererleben des Traumas (Intrusionen)
2. Vermeidung
3. Anhaltende Übererregung
Ursachen und Risikofaktoren
Wie oben bereits angedeutet, entwickelt nicht jeder Mensch nach einem traumatischen Erlebnis eine PTBS. Ob eine solche Störung entsteht, hängt u. a. von folgenden Faktoren ab:
Behandlungsmöglichkeiten
PTBS ist eine behandelbare Erkrankung. Eine Psychotherapie hilft, das Trauma schrittweise zu verarbeiten und wieder Sicherheit im Leben zu gewinnen. Zu Beginn jeder Traumatherapie steht die Stabilisierungsphase, in der das Vertrauen aufgebaut und möglichst viel Sicherheit wiederhergestellt wird. Fokus liegt hierbei auf dem Erlernen von Strategien zur Bewältigung von belastenden Gedanken und Gefühlen und die Herausarbeitung und Stärkung der individuellen Ressourcen. Ziel ist es, wie der Name Stabilisierungsphase schon andeutet, den Patienten zu stabilisieren und auf die darauffolgende Konfrontation vorzubereiten. Auf die Stabilisierungsphase erfolgt die Traumakonfrontation. Hier werden die traumatischen Erinnerungen behutsam und schrittweise bearbeitet. In meiner Praxis arbeite ich neben traumfokussierten verhaltenstherapeutischen Methoden schwerpunktmäßig mit dem evidenzbasierten Verfahren EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) – einer international anerkannten traumatherapeutischen Methode, die hilft, belastende Erinnerungen gezielt zu verarbeiten. Bei EMDR wird durch geleitete Augenbewegungen oder bilaterale Reize die natürliche Informationsverarbeitung im Gehirn angeregt. Die Therapie erfolgt stets in einem sicheren, geschützten Rahmen – in dem das Tempo, die Bedürfnisse und die Stabilität der betroffenen Person im Mittelpunkt stehen. Als letzter Schritt erfolgt dann die Integration des Traumas in den Alltag. In dieser Phase wird das verarbeitete Trauma in das normale Leben integriert. Der Patient entwickelt neue Bewältigungsmechanismen, um den Alltag selbstständig zu bewältigen und es wird an der Stabilisierung der erreichten Fortschritte gearbeitet, um Rückfälle zu vermeiden.
Wann sollte man sich Hilfe holen?
Wenn belastende Erinnerungen nicht von selbst abklingen, der Alltag eingeschränkt ist oder Symptome wie Flashbacks, Übererregung oder Vermeidung auftreten, ist es wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Symptomatik bei einem Arzt oder Therapeuten weiter abzuklären. Denn eine unbehandelte PTBS kann chronisch werden und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Depression, Sucht oder körperliche Beschwerden erhöhen.
Fazit
Ein Trauma hinterlässt Spuren – aber es muss nicht das Leben bestimmen. Mit psychotherapeutischer Unterstützung kann das Erlebte verarbeitet, die Psyche entlastet und ein neues Gefühl von Sicherheit und Selbstwirksamkeit entwickelt werden.
Ein Trauma muss nicht das Ende der Geschichte sein – sondern kann der Anfang von Stärke, Selbstmitgefühl und innerem Wachstum werden.